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Annette Merkenthaler
Annette Merkenthaler "Raumblau" - Fotografie und Installation 23.02.-01.04.2014














Annette Merkenthalers Fotografie hat immer eines im Sinn:
einen Ort zu erkennen, seine spezifische Aussage zu bestimmen, die Atmosphäre
festzuhalten. Dann beginnt ein komplexer Prozess poetischer Transformation,
häufig dadurch, dass sie Fotos aus ihrem näheren Umfeld an einem anderen Ort
„aussetzt“, so in einer Art künstlerischer Versuchsanordnung einen Dialog in
Gang bringt, bei dem die Zeit ein wichtiger Mitspieler ist. 2010 war dies,
begleitet durch ein Katalog-Buch „Hinter den Gärten“ hier in der Galerie zu
sehen. 

In der aktuellen Ausstellung ist ein Raum in ihrem Haus, die Küche
nämlich, Anlass für konzentrierte Wahrnehmung; es ist Alltags-Realität, die sie
zu stillen, poetischen Bildereignissen verdichtet: Wir schauen in einen Backofen
wie auf eine Bühne, sehen in der Backofentür gespiegelt Fimo-Figurinen
Pirouetten drehen. Dem Eierkocher traut man sofort einen eigenen Willen zu. Ein
Salzstreuer sträubt sich gegen den Dialog mit der Zuckerdose. Die Poesie von
Küchensieb und Pfanne ist unwiderstehlich. Zum Inventar der Bildmotive gehören
blaue Stapelstühle, roter Mohn, gelbes Papier, Gläserformationen, eine Fliege,
welke Blumen – AMs Fotografien haben mit Schatten und Spiegelungen, mit
Reflexen und Lichtflecken eine hohe malerische Wirkung. Gegenstände werden in
Flächen zerlegt, und auf wundersame Weise entstehen plastische Zeichen.
Inszenierung und Spontaneität halten sich raffiniert die Waage. 

Aufs Erste
gesehen, ist die Anlage ihrer Fotografien in dieser Ausstellung „einfacher“ als
letzthin; seltener kommen Überlagerungen und Verschiebungen ins Spiel, die
Bildereignisse sind unspektakulär. Es sind keine gedachten oder geträumten
Räume, sondern sehr konkrete Orte. Diese werden imaginär, indem sie in ein
neues Bezugssystem gestellt werden. Die eigentliche Verwandlung geschieht
diesmal installativ im Raum: Zwei große blaue Bildflächen als Mitspieler lassen
Ort und Zeit neu entstehen. Sie zeigen Ausschnitte von Tür und Teppich
ihrer Küche, doppelt verfremdet durch Überdimensionierung und Farbe. Blau war
in AMs Projekten immer sehr präsent – es gab den Himmelboden, es gab Narzissen-
und Anemonenblau, es gab den Fluss – nun also Raumblau. Blau ist auch die Farbe
der Entgrenzung und ermöglicht es AM, sich einen vertrauten Ort fremd zu machen.
Es gelingt der Spagat zwischen Nähe und Ferne. 



 

Aus der Ausstellung